Krankenhaus

"Okay." flüsterte ich noch, dann lehnte ich meinen Kopf zurück in die Kissen.
Dann ging die Tür auf und eine Krankenschwester kam rein.
Sie wechselte kurz eine der Infusionen und schrieb ein paar Werte von den Maschinen ab.

Ich folgte der Krankenschwester mit besorgten Augen. Sie lächelte mir zu, sagte aber kein Wort und verschwand wieder.
"Schlaf ein bisschen, ich bleib bei dir.", sagte ich zu Austin.

"Nein, geh nach Hause." murmelte ich
Ich wollte nicht, dass sie die Nacht im Krankenhaus verbrachte.
Das schürte nur noch mein schlechtes Gewissen.
Ich wollte, dass immerhin sie schlafen konnte und nicht die ganze Nacht auf dem Stuhl saß.
"Ich fühl mich sonst schlecht..."

Ich überlegte einen moment wieder rein zu gehen, aber ich war mir sicher das Alissa noch eine Weile bei ihm war
deswegen beschloss ich an den See zu gehen

"Vergiss es.", sagte ich hart.
"Ich kann nie ruhig schlafen, wenn ich weiß, dass du hier bist. Nie im Leben. Ich bins gewohnt an unbequemen Orten zu schlafen.", erklärte ich
und fügte hinzu: "Du brauchst dich nicht schlecht zu fühlen. Ob ich hier bleib oder nicht ist meine Entscheidung. Und wenn ich der Ansicht bin, dass ich hier bleiben sollte, darf ich mich auch nicht beschweren."
Ich beugte mich leicht vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
"Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich dich jetzt alleine lassen könnte? Ich hab eh den ganzen Tag genug gepennt..."

Ich seufzte und atmete kurz durch.
"Sei froh, dass ich nicht diskutieren kann gerade." murmelte ich
und schloss dann die Augen.
Immer wenn der Abstand zwischen dem Piepsen des EKG's länger oder kürzer wurde,
spürte ich das leichte Kribbeln des Stroms auf meiner Brust.
Ob ich so zum schlafen kam?

"Sicher..", murmelte ich leise und beobachtete die Maschinen.
Dann fielen mit Sierra, Taylor und Hayley ein und ich wollte ihnen schnell eine Sms schreiben. Außerdem wartete Lights ja auch noch.
"Ich geh kurz nach Lights schauen. Bis gleich", sagte ich zu Austin und erhob mich schnell.
Ich ging auf den Gang, konnte Lights aber nirgends finden. ich fragte sogar einige Leute, die ich sah, ob sie Lights gesehen hatten.
Also beschloss ich kurzerhand auch ihr eine Sms zu schreiben.
Als ich fertig war ging ich sofort zu Austin, der natürlich immernoch ruhig in seinem Bett lag.

Ich wollte noch Gute Nacht oder irgendetwas sagen,
aber ich schaffte es nicht die Augen nochmal zu öffnen.
Ich versuchte all die Gedanken die mir plötzlich kamen,
an meine Mum, ihren Tod, zu verdrängen.
Genau deswegen war ich doch nicht traurig, weil ich meine Zeit zu schätzen wusste.
Ich atmete tief durch und nahm einen Zipfel der Bettdecke in die Hand.

"Hey,... nicht anstrengen, das hatten wir doch schon.", flüsterte ich sanft.
Dann nahm ich seine Hand von der Bettdecke weg und hauchte einen Kuss darauf.
"Du musst nichts sagen, nur gesund werden. Also schlaf, morgen sieht die Welt besser aus."
Sanft streichelte ich mit meiner anderen Hand über seinen Arm.

Ich atmete tief ein. Ich schaffte es nicht noch irgendeine Reaktion von mir zu geben.
Mein Kopf wehrte sich dagegen zu schlafen,
aber mein Körper riss ihn einfach mit sich.

Ich spürte, dass Austin eingeschlafen war, streichelte aber weiterhin über seinen Arm.
Er sah so friedlich aus, wenn er schlief. Als könnte ihm nichts etwas anhaben.
Langsam beruhigte ich mich auch wieder. Das regelmäßige Piepsen der Geräte gab mir eine gewisse Sicherheit.
Solange die richtig funktionierten...
Nach einiger Zeit, in der ich einfach nur da gesessen, abwechselnd prüfend Austins Gesicht oder die Monitore gemustert hatte und immernoch seine Hand hielt kam wieder eine Schwester.
"Wer sind Sie, wenn ich fragen darf?", sagte sie leise.
"Mein Name ist White-Gluz. Ich bin Mr.Carliles Freundin."
Von mir als Austins Freundin zu reden und denken war mir bisher komisch vorgekommen, aber in diesem Moment musste ich gar nicht mehr darüber nachdenken.
"In Ordnung, Miss White-Gluz... Dann werden Sie wohl hier bleiben wollen? Ich werde Ihnen einen Kaffee oder Tee bringen, wenn sie wollen. Ein Kissen könnte ich Ihnen auch noch anbieten.", sagte sie freundlich zu mir.
"Ein Tee wäre sehr lieb..", bat ich.
Sie wand sich den Monitoren zu. "Na, das sieht doch ganz gut aus.", lächelte sie und verschwand aus der Tür.
Kurz darauf hatte ich tatsächlich eine Tasse Tee und ein Kissen bekommen.
Ich war unwahrscheinlich erleichtert über ihre Aussage, dass es "ganz gut" aussehe...

Langsam wurde mein Kopf schwerer. Nie hätte ich gedacht, dass der Tag so enden würde.
Seufzend sah ich ein letztes Mal auf die Geräte, studierte die Anzeigen, die Linien, die mir verrieten, wie Austins Herz schlug.
Dann platzierte ich mein Kissen direkt neben Austin, sodass ich ihn noch einen Moment im Blick haben würde, und legte meinen Kopf darauf.
Eingelullt durch das regelmäßige Piepsen und beruhigt durch Austins gleichmäßiges Atmen schlief ich ein.

Ich wachte auf als am Morgen der Arzt ins Zimmer platzte.
Der Schlaf hatte unglaublich gut getan und es war zumindest nicht mehr anstrengend die Augen zu öffnen.
Er stand mit dem Klemmbrett vor den Geräten und schrieb die Werte ab,
Ich sah wie er ab und zu das Gesicht verzog aber auch zufrieden nickte.
Dann sah er zu mir und bemerkte dass ich wach war.
"Ach Guten Morgen Mr. Carlile. Gut, dass sie wach sind. Ich wollte noch alles mit Ihnen besprechen." sagte er
und war extra etwas leiser, da Alissas wohl immernoch etwas schlief.

Eine leise, mir unbekannte Stimme riss mich aus einem Traum. Langsam wachte ich auf.
"...Ich sollte noch alles mit Ihnen besprechen..", hörte ich und hob meinen Kopf.
Ich realisierte, dass ich im Krankenhaus war und an Austins Bett geschlafen hatte.
Sofort war ich hellwach.
Ein Arzt stand vor den Monitoren und begutachtete diese. Gleichzeitig redete er leise mit Austin.
Er bemerkte, dass ich wach war und lächelte mich freundlich an. "Guten Morgen Miss..?", sagte er.
"White-Gluz... Guten Morgen", erwiderte ich automatisch.
"Miss White-Gluz, ich hoffe doch Sie haben sich ein wenig ausruhen können?", fragte er höflich.
Ich nickte nur.
Dann wand ich mein Gesicht endlich Austin zu.
Er sah schon deutlich besser aus als gestern.
Erleichtert lächelte ich ihn an und flüsterte "Guten Morgen, Kleiner."

Ich lächelte Alissa kurz zu und sah dann zum Arzt.
"Also es sieht so aus, dass sie eine Infektion innerhalb ihres künstlichen Herzteils haben.." begann er.
"Diese Infektion hat zu den Herzrhythmusstörungen geführt und zu einem Kreislaufkollaps, deshalb sind sie bewusstlos geworden.
Wie sie wahrscheinlich schon gemerkt haben, haben wir sie mit elektrischen Reizen behandelt und natürlich mit Medikamenten.
Seit etwa 4 Stunden hat der Computer aber keine Störungen mehr festgestellt. Das ist schonmal ein gutes Zeichen."
Er lächelte mir aufmunternd zu.
"Und wie gehts jetzt weiter?" fragte ich dann.
"Naja wir behalten sie noch bis morgen da. Wenns bis morgen keine Störungen mehr gibt,
können sie nach Hause, allerdings werden sie weiterhin die Medikamente nehmen müssen,
bis die Infektion weg ist. Die Medikamente sind relativ stark also brauchen sie viel Ruhe." erklärte er.
Dann seufzte er leise. Ich sah ihn fragend an.
"Und wie immer Mr. Carlile lege ich ihnen einen Jobwechsel ans Herz. Wortwörtlich. Aber wie immer werden sie nicht auf mich hören.
Also, schönen Tag noch."
Ich lachte leise und er verließ das Zimmer.
"Zja so ist das mit mir." sagte ich dann schwach lächelnd zu Alissa.

"Jobwechsel kommt schonmal nicht in Frage.", sagte ich trocken, "Das würde bei dir keiner hinbekommen."
Dann nahm ich seine Hand "Schön, dass es dir besser geht.", sagte ich leise, beugte mich leicht vor und lies meine Lippen kurz seine berühren.
Dann gähnte ich. "Ich hol mir nen Kaffee und bring meine TeeTasse von heute Nacht weg. Die Nachtschwester war total lieb und hat mir sogar noch ein Kissen gebracht.", erklärte ich und streckte mich.

"Yep. Aber das weiß ja auch der Arzt." schmunzelte ich
Ihr Gähnen war ansteckend und ich rieb mir kurz die Augen.
"Ich komm doch immer wieder auf die Beine." lächelte ich und erwiderte ihren kurzen Kuss.
"Aber wenns mir jetzt besser geht, heißt das, dass du heute nacht Zuhause schläfst." fügte ich dann noch hinzu.
"Okay mach das...Ich hoffe ja mal ich bekomm bald Frühstück.." seufzte ich dann

"Also wo ich heute Nacht schlafe muss ich mir noch überlegen, du weißt, dass ich stur bin.", erwiderte ich.
"Du kannst auch nur ans Essen denken...", grinste ich dann und stand auf.
Mit dem Kissen und der Tasse ging ich zum Schwesternzimmer, wo man mich freundlich begrüßte und mir beides dankend abnahm.
Eine der Schwestern rief mich sogar zurück um mir Kaffee von dort zu geben, als ich zum Automaten wollte.
Für Austin fragte ich auch noch nach dem Früstück und ging dann wieder in sein Zimmer.
"Also Früstück kommt gleich.", grinste ich und setzte mich wieder.

"Das ist sehr gut!" schmunzelte ich und streckte mich kurz.
Dann sah ich sie an und seufzte.
"Alissa. Versteh mich nicht falsch, aber du tust mir kein Gefallen damit, wenn du hier bleibst." sagte ich ruhig
Ich hoffte sie würde es verstehen.

Ich seufzte und sagte dann ernst: "Und ich hab gesagt ich muss mir das noch überlegen.
Ich werd zumindest bis heute Abend hierbleiben. Dann reden wir weiter, Austin."
Tief holte ich Luft.
"Wenns dir dann noch besser geht werde ich heimfahren. Ansonsten diskutier ich da gar nicht."
Für einen Moment schloss ich die Augen und sagte sanft: "Wenn ich mir Sorgen um dich mache, werde ich eh nicht schlafen können. Hier, wo ich sofort mitbekommen würde, wenn etwas mit dir ist, hab ich sogar relativ gut geschlafen."

"Von mir aus kannst du auch bist heute Abend spät bleiben.
Aber bitte geh nach Hause, mach dir was zu essen, ruh dich ein bisschen auf 'nem gescheiten Bett aus
oder geh von mir aus zu irgendwem quatschen, aber ich bekomm ein schlechtes Gewissen,
wenn du wegen mir hier nur son Krankenhausfraß bekommst und Rückenschmerzen auf dem Stuhl bekommst.
Ich will das nicht und das belastet mich. " versuchte ich ihr zu erklären was in mir vorging.
Aber für jemanden, der es nicht gewohnt war ständig im Krankenhaus zu liegen und irgendwelche Leute damit zu stressen, war das wohl eher etwas abwegig.
Ich konnte es ihr nicht verübeln, schließlich wollte sie für mich da sein, aber ich wollte nicht dass sie ihre Kraft für sowas gab, denn das würde wohl noch oft genug auf sie zu kommen.

Einen Moment überlegte ich. Ich sah, wie viel ihm das bedeutete.
"Na gut. Ich fahr heim, esse, dusche und schlafe nochmal ein, zwei Stunden. Dann komm ich wieder. Und dann wirst du mich nicht mehr los."

"Von mir aus." seufzte ich ergeben
"Du könntest mir auch noch frische Sachen mitbringen...
Dann stink ich morgen nicht so wenns Heim geht." sagte ich noch
Dann stellte mir die Krankenschwester das Essen rein und rückte mir den Tisch ran.

"Noch nen Wunsch der Herr?", fragte ich sarkastisch.
Dann stand ich auf kramte meine Sachen zusammen und sagte: "Bis später... sei brav."
Lächelnd beugte ich mich vor und küsste Austin kurz.
Ich ging zur Tür, verließ das Krankenhaus und fuhr zuerst zu Austins Wohnung

Dass Alissa jetzt mal Zuhause war, erleichterte mich ungemein.
Natürlich hatte ich sie gern bei mir, mehr als gern sogar,
aber ich wollte nicht verantworten, dass sie sich selbst hinten anstellte,
wobei ich doch wusste, dass es nicht das letzte Mal sein wird, das sie mich im Krankenhaus besuchen musste.
Ich machte mich hungrig über das Frühstück her und lehnte mich dann einfach nur zurück um nachzudenken.

Fast rennend ging ich mit meinem Koffer ins Krankenhaus, immerhin etwas Zeit mit Austin wollte ich noch verbringen
Als ich dann ENDLICH vor seiner tür stand ging mein atem schnell und ich versuchte mich kurz zu beruhigen
Dann öffnete ich die Tür langsamm und sah zu Austin, er schien zum glück wach zu sein, ich stellte den Koffer auf die Seite
"Na du" lächelte ich leicht und setze mich dann auf den Stuhl nebe seinem bett
es war erleichternd ihn etwas erholter zu sehen